Ausbildung nach dem Studium [Gastbeitrag]

Meine Mutter pflegt immer zu sagen:

„Alles kommt so, wie es kommen muss.“ Nur war ich oftmals nicht mit all dem einverstanden, wie es gekommen ist.

Hi, ich bin Steffi, mittlerweile 25 und habe quasi meinen Bachelorabschluss der Germanistik und Linguistik in der Tasche. Man dürfte jetzt also eigentlich erwarten, dass ich entweder den Master anschließe oder mich voll ins Berufsleben stürze. Mach ich aber beides nicht. Nein, ich habe mich für eine Ausbildung als Kauffrau für Büromanagement entschieden und vielleicht runzelt jetzt der eine oder andere die Stirn, aber das alles hat seine Richtigkeit.

Wieso ich jetzt eine Ausbildung mache:

Während meiner Schulzeit war ich sehr unschlüssig, was ich mit meinem Leben anfangen möchte. Nach dem Realschulabschluss von der Schule abgehen und eine Ausbildung machen? Nein, meinten meine Eltern. Mach lieber Abitur, dann hast du mehr Möglichkeiten. Doch während des Abis kamen nur noch mehr Fragen auf: an einer Uni oder Hochschule studieren? Wenn ja, was? Oder doch lieber eine Ausbildung machen?

Ich bin mir sicher, dass viele diese Gedanken und Sorgen kennen. Von kleinauf bekommt man gesagt, dass man diesen einen Job, den man nach der Schulzeit oder dem Studium ergreift, den Rest seines Lebens macht. Doch heutzutage ist kein Lebenslauf geradlinig.

Irgendwann wuchs der Wunsch nach einer Ausbildung in mir. Immerhin würde ich Geld verdienen und meine Perspektiven wären etwas strukturierter als mit einem Studium. Die die Möglichkeiten sind schier grenzenlos. Ich bewarb mich hauptsächlich als Kauffrau für Büromanagement, doch überall erhielt ich nur Absagen, ohne mir zu sagen, woran dies lag. Klar, ich bin kein Mathe-Ass, aber ich hatte recht gute Noten in Deutsch und Englisch und organisiert bin ich auch. Das Ende der Schulzeit rückte immer näher und noch immer keine Zusage in Sicht, also entschied ich mich spontan an der Uni einzuschreiben. So nahm das alles seinen Lauf.

Bis heute bereue ich diese Entscheidung nicht, denn durch das Studium habe ich viel mehr Eigenverantwortung, Selbstständigkeit und Selbstvertrauen bekommen und schöne und wichtige Schlüsselqualifikationen erworben. Mein zukünftiger Ausbildungsbetrieb verriet sogar, dass sie lieber Studenten als Azubis bevorzugen, da diese reifer sind als jene, die frisch aus der Schule kommen.

Fazit:

Also, selbst wenn ihr euch nach dem Studium umentscheidet, muss das keine Schande oder Sackgasse sein. Manchmal muss man im Leben flexibel sein, gerade jetzt zu Coronazeiten. Meine Bewerbungen auf einen einfachen Job verliefen so schlecht, dass eine Ausbildung einfach die beste Entscheidung für mich war, auch wenn mir „Zeit verloren geht“.

Hey, niemand kann jetzt von mir behaupten, ich sei nicht flexibel. Traut euch euren Wünschen nachzugehen. Es ist euer Leben und nicht das der anderen.

4 Kommentare zu „Ausbildung nach dem Studium [Gastbeitrag]

  1. Danke, dass du jemand gefunden hast, die auch flexibel regiert nach dem Studium. Ich fange meine Ausbildung im September an und auch nach einem Studium und einigen Praktika. Zudem habe ich sozialwissenschaften studiert. Auch das war eher eine Notlösung, da meine Eltern sehr streng waren und mir vieles vorgegeben haben. Zumindest was mit der Ausbildung zu tun hatte. Geisteswissenschaft, kulturwissenschaft, sozialwissenschaft wird vom Arbeitgeber nicht ernst genommen. Diese Erfahrung habe ich leider gemacht. Das finde ich immer noch traurig, weil wir andere Sachen gelernt haben. Aber vielleicht sind kritische, flexibele und mitdenkende Mitarbeiter in einigen Bereichen nicht erwünscht. Auch das habe ich erlebt. Da ich wirklich teilweise sehr schlechte Erfahrungen gemacht habe, wechsle ich meinen Beruf und fange in einem Hotel an. Dort war ich bereits und konnte ein paar Mitarbeiter kennenlernen. Es ist ein sehr schönes Gefühl, wenn man erwünscht ist.

    Ein sozialwissenschaftes Studium macht nur Sinn, wenn man gezielt während dem Studium beginnt kontinuierlich Kontakte zu knüpfen. Es gibt so viel Konkurrenz, da muss der komplette Lebenslauf auf eine bestimmte Art hinweisen.

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    1. Zuerst einmal wünsche ich dir viel Spaß bei deinem Ausbildungssstart! Ein Freund von mir hat nach der Ausbildung studiert und ist nach dem Studium zurück in seinen Ausbildungsberuf, weil er (ebenfalls Geisteswissenschaftler) keine Stelle gefunden hat. Es ist tatsächlich frustrierend, wenn man so viel Herzblut und Geld in sein Studium investiert hat und dann merkt, dass man damit nicht sehr viel weit kommt.

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    2. Hallo liebe Eva,
      schön, eine Mitstreiterin gefunden zu haben! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Geiteswissenschaftler zwar Allrounder sind und auch in ihrer Branche ein gutes Bild genießen, aber weil sich kaum einer etwas darunter vorstellen kann, wird man oft abgestempelt oder mit Vorurteilen konfrontiert. Bei meiner jetztigen Ausbildungsstätte kam es beispielsweise sehr positiv an. Bei anderen wiederum wurde ich nur müde belächelt. Es hängt immer vom Menschen ab. Mach dich aber dafür nicht klein, denn auch ein Studium ist mehr als nur das Fach: du lernst eigenverantwortlich und selbstständig zu arbeiten, wie du dich effektiv organisierst und entwickelst dich weiter. Das ist super!
      Ich wünsche dir auch viel Erfolg und vorallem Spaß in deiner Ausbildung.

      Viele liebe Grüße

      Steffi

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  2. Es ist wirklich schade, dass manche Studiengänge – auch wenn sie ebenso Zeit, Geld und Mühe kosten – in der Arbeitswelt nicht so anerkannt sind. Deshalb ist es wirklich umso wichtiger, flexibel zu sein und andere Wege einzuschlagen. Ein Studium, in das so viel Aufwand geflossen ist, und das dann doch (zumindest vom Arbeitgeber aus gesehen) zu „nichts führt“, muss sehr frustrierend sein.
    Jedem, dem es so geht: ich wünsche euch alles Gute und viel Kraft und Mut für den weiteren Weg!

    Ich habe ähnliche „nicht vernünftige“ Schritte in meinem Lebenslauf hinter mir, konnte daraus viel lernen und bin gewachsen. Mittlerweile finden Arbeitgeber meinen Lebenslauf besonders interessant und staunen, was ich schon alles gemach habe. 😉

    Liebe Grüße
    Janne von LYREBIRD

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